Am Freitag, den 22.02 2012 konnte ich zum ersten Mal
gemeinsam mit meinem Vater einem Seminar von Nikolaus B. Enkelmann beiwohnen.
Leider hatte sich mein Vater die falsche Uhrzeit notiert, so dass wir mit einer
Stunde Verspätung ankamen. Doch ich konnte mir über die restlichen fünf Stunden
Seminar (mit einer langen ¾ Stunde Pause und zwei 20 minütigen Pausen) wohl ein
Bild des ganzen machen.
Es ging hauptsächlich
um Autosuggestion. Die Sprüche, die man sich suggerieren sollte waren im Heft,
das man zu Anfang bekam, beigelegt.
Bei der Autosuggestion geht es darum sich selbst (lat.: „auto“)
etwas zu suggerieren (lat.: „suggestio“ –Einflüsterung), sich also selbst etwas
so lange einzureden, bis man das, was man sich einredet, anfängt zu glauben.
Das sind in etwa Dinge wie „Ich freue mich, das ich lebe“ oder „Ich weiß, ich
kann, was ich will“. Das erfolgt am besten, indem man die Texte, die man sich
suggerieren will, auswendig lernt, und vor dem Spiegel rezitiert. Da diese
Dinge mit nichts negativem behaftet sind, kann man wohl davon ausgehen, dass
die Autosuggestion eher hilft als schadet, schließlich redet man sich doch ein,
dass das Leben wunderschön sei – auch, wenn es einem hundsmiserabel geht.
Einige werden diesen letzten Satz vielleicht als eine
Anspielung auf Voltaires „Candide“ verstehen, und richtig: In einer Pause ging
ich zum Herrn Enkelmann und zitierte ihm die Stelle von „Candide“. „Optimismus
ist der Irrglaube zu denken, dass alles wunderschön sei, wenn es einem
hundsmiserabel geht.“ Darauf meinte er: „Wem glauben Sie? Enkelmann oder
Voltaire? Ich würde mich von keinem Arzt behandeln lassen, der Pessimist ist,
ich würde mich von keinem Anwalt verteidigen lassen, der Pessimist ist.“ Ergo:
Mit Pessimisten (darunter versteht er scheinbar auch Voltaire) will er wohl
nichts zu tun haben.
Doch ich sollte an dieser Stelle erst einmal im Groben
wiedergeben, was dort gesagt wurde:
Wir kamen -mit Verspätung- in den Seminarraum. Dort schallte
uns schon die gewaltige Stimme (sie ist wirklich exzellent trainiert)
Enkelmanns entgegen. Ich bekam dann Sätze mit wie „…vom Schatten der
Vergangenheit befreien, nicht durch denken, sondern durch Autosuggestion“ und
dass man diese Leitsätze zum Suggerieren auswendig lernen muss. Dass diese sich
im Langzeitgedächtnis verankern sollen. Klang für mich wie ein
Universalheilmittel, das man uns da versprechen wollte. Man solle seinen „Text
auswendig lernen wie ein Othello auf der Bühne“. Kurz vor der Pause erzählte er
uns, wie er sagte, ein Märchen: „Ein Junge, der seinen Vater sehr liebte, ging
diesem auch schon ein wenig auf die Nerven, durch dessen ständige Anwesenheit.
Nun las der Vater gerade in seiner FAZ und entdeckte dort ein Bild von der
Erde. Er sagte zu seinem Sohn:“ Pass auf, du bist doch so schlecht in
Geographie, deswegen schneide ich dir dieses Bild von der Welt aus, zerreiße es
in tausend kleine Stücke, und du setzt diese Teile wieder zusammen. Etwas
Besseres kannst du für Geographie an diesem Wochenende nicht machen.“ Gesagt
getan, das Bild wird auseinandergerissen und der Vater erhofft sich damit etwas
Ruhe. Sein Sohn kommt jedoch wenig später zurück mit dem fertigen Bild der
Welt. Der Vater fragte seinen Sohn, wie
er das so schnell gemacht hat, und der Sohn meinte: „Auf der Rückseite war das
Bild eines Menschen. Und als der Mensch fertig war, war die Welt in Ordnung.“
…“
Soll das nun heißen,
dass der Mensch die Krönung der Schöpfung ist? Wie ein Prediger kam er mir
dabei schon vor.
Nun denn, die Pause kam und nach dieser übernahm dann Dr.
Claudia E. Enkelmann, seine Tochter das Wort. Diese hielt einen Vortrag über
die Probleme der Beziehungen zwischen Mann und Frau. Nach den ersten Sätzen war
mir zum Davonlaufen. Ihre Stimme klang künstlich und anfangs etwas schrill.
Damit wollte sie wohl witzig erscheinen, nun, bei einigen hatte sie damit
vielleicht Erfolg. Sie fing mit einer Skizze an. Sie stellte vor, dass unsere
Gesellschaft zurzeit mindestens neun Milieus hätte, Tendenz steigend. Menschen
die in ihrem Milieu reingeboren werden, verbleiben, so ihre Worte, zu 76% darin.
Ihr Partner oder Partnerin sei meist im selben Milieu. 8% steigen ab, und 16% steigen
die Karriereleiter rauf. Nach diesen Fakten kam eine abstrakte
Veranschaulichung über die heterogenen Denkstrukturen von Mann und Frau. Ein
Mann denke in diesem Fall – wie sie es
ausgedrückt hat- in „Paketen“. In jedem „Informationspaket“ werden die Gedanken
strukturiert und aufbewahrt, eben all das, was für einen wichtig sei. Sie
meinte, dass größte Paket, sei das Paket „Nichts“, damit sollte jedoch nicht
gemeint sein, dass ein großer Teil der Gedanken „Nichts“ ist, sondern dass „Nichts“
angeblich immer im Zusammenhang der Fragen von Frauen an Männer besteht, die
schlicht ihre Ruhe haben wollen, und entsprechend nach der Frage, was sie denn
gerade machen würden immer oder oft mit „Nichts“ antworten würden. Die Frau
hingegen werfe – so ihre Wortwahl – alles in eine „Handtasche“. Dadurch
entstehe ein Chaos, dass alle Dinge enger miteinander verknüpft sind – das
würde auch „Multitaskingfähigkeit“ genannt. Dementsprechend käme es bei einem
Streit zu fehlerhaften Verhaltensweisen – Eine Frau erinnere sich demnach an
alles, was ihr negativ an ihrem Partner aufgefallen ist, und wie eine Flutwelle
möchte sie ihren Schwall an Vorwürfen auf ihren so fehlerhaften Partner
ergießen. Da diese jedoch nicht alles auf einmal sagen könne, denke sie demnach
laut. So käme es, dass der Partner nicht wisse, was die Absicht der Aussagen der
Partnerin seien, da die Vorwürfe, die vergangenheitsbezogen sind, doch gar nichts
mit der einen Sache zu tun hätten, es ist demnach unlogisch für den Mann, der
den Inhalt dessen, was ihm vorgeworfen wird, keinem „Paket“ zuordnen könne .
Eine Frau besitze im Gegensatz zum Mann ein eher schwaches
Selbstbewusstsein. Durch ihre Art, sich selbst schlecht zu machen, suggeriere
sie ihrem Partner, dass sie es auch sei. Frau Dr. Enkelmann erklärte dies an
einem Beispiel: Wenn eine Frau sich selbst zu dick findet, konfrontiere sie
damit ihren Partner und erkläre ihm permanent, dass sie zu dick sei. Der Mann
der sie indes zu beruhigen versuche, komme mit seinen Worten nicht an sie
heran. Doch durch das permanente suggerieren, dass sie zu dick sei, sei der
Mann irgendwann davon überzeugt, so dass er irgendwann selbst meine, dass sie (seine Partnerin) zugenommen hätte,
und ihr Selbstwertgefühl sänke weiter.
Erst gemeinsame Ziele schüfen Partnerschaft. Nun sei es so,
dass, wenn man einen Partner oder Partnerin gefunden habe, man mit diesem den
Bund der Ehe eingehen wolle. Frau Dr. Enkelmann verglich dies mit einer
„Festanstellung“. Der Mann habe ab diesen Zeitpunkt sein Versprechen erfüllt,
für seine Partnerin zu sorgen. Doch es käme zu einem Zielkonflikt: Der Mann
möchte nach draußen gehen um zu kämpfen, während die Frau davon ausgehe, dass
die Beziehung in der Ehe sich noch weiter verfestigen und verbessern würde.
„Was gut ist, kann verbessert werden“. Die Frau fühle sich jedoch irgendwann durch
dieses unerfüllte Ziel nicht mehr geliebt. Sie fange deswegen eines Tages damit
an, ihn mit Sätzen zu konfrontieren, die entweder mit „Nie, immer, keine, alle“
anfangen- oder aufhören. Eine Zeitlang sei der Mann bereit, einige Wünsche zu
erfüllen und bringe eventuell ein paar Geschenke, da er davon ausgehe, dass es
sich dabei nur um eine Phase handeln würde. Doch die Frau, die ihre Wünsche auf
mehr Aufmerksamkeit als nicht erreicht sähe, denke indes sie müsse die Frequenz
ihrer Meckerei noch weiter erhöhen, um entsprechend mehr Aufmerksamkeit zu
bekommen.“ Kritik“, sagte Frau Dr. Enkelmann an dieser Stelle, „sei der größte
Liebeskiller. Doch gerade das sei es, was eine Frau macht: Sie kritisiere ihren
Partner nur noch“. Der Mann denke sich jedoch dabei, dass seine Partnerin nicht
mit der aktuellen Lage, finanziell bedingt, zufrieden ist, und kämpfe
entsprechend noch mehr draußen – und opfere noch mehr Freizeit. Irgendwann
resigniere die Frau, und sagt nichts mehr, die meisten Männer interpretieren
dies als Zeichen der Verbesserung, und denken, sie würden alles richtig machen.
So käme es zum Ehebruch. Entsprechend solle man sich verhalten, um dies zu
verhindern. Als Möglichkeit nannte sie mindestens dreimal im Jahr, ein
„liebeswochenende“ zu gestalten, verreisen und sich in Zweisamkeit vergnügen.
Eine „Affäre“ mit der eigenen Ehefrau. Außerdem solle man Komplimente machen,
und es mache, laut ihrer Aussage, nichts aus, wenn man(n) auch lügen würde. Wenn
man seiner Partnerin beispielsweise sage, dass sie eine hübsche Nase hätte,
dann würde sie, wenn man es zehnmal sagt auch glauben, man suggerierte ihr,
dass sie eine hübsche Nase habe. Gleichzeitig autosuggeriere man sich selbst,
dass der eigene Partner eine hübsche Nase hätte. Beide glauben es demnach mit
der Anzahl der wiederholten Komplimente.
Der letzte Teil, war für mich jedoch schwer zu verdauen:
Kann eine gute Beziehung nur dann funktionieren, wenn man sich Lügen bedient?
Ich stellte Frau Dr. Claudia E. Enkelmann diese Frage in der darauffolgenden
Pause, und sie meinte, dass es nicht immer gut sei die Wahrheit zu sagen. Sie
meinte, ich soll sie in 15 Jahren wieder treffen, dann könnten wir uns wieder
darüber unterhalten. Ich sei noch mit solchen Dingen nicht wirklich vertraut,
meinte sie, außerdem sollte ich mit meinen 18 Jahren nicht allzu vernünftig
sein… Das verwunderte mich allerdings, doch ich ging nicht näher darauf ein…
Nach der Pause wurde der Inspirational Life Award vom
Enkelmann- Institut an Frankh Gotthardt vergeben. Am Ende seiner Dankesrede
löste dieser sich vom Pult und rief ein Zitat (angeblich von Goethe):
„Das Wort "ich will" ist mächtig, sagts einer leis
und still.
Die Sterne reißt's vom Himmel, das kleine Wort "ich will"!“
Nach der Ehrung kam wieder Nikolaus B. Enkelmann zu Wort. Er
machte zunächst einen Test über das Selbstbewusstsein seiner Zuschauer, ließ
uns aufstehen, die Augen schließen, und
dann, mit dem Bewusstsein, dass der Stuhl unter einem ist, in den Sitz fallen.“
Ein ängstlicher Mensch“, meinte er, „würde die Augen aufmachen um
sicherzugehen, dass er nicht hinfällt“. Er erklärte dann, dass der Mensch drei
Gehirne habe (wohl Kleinhirn, Großhirn, Stammhirn). Bei Stress separieren sich
diese Gehirne immer mehr voneinander. Aus diesem Grund, müsse Entspannung
erzeugt werden. Eine Stimme dränge tiefer in die Seele, als wenn man die
Informationen nur lesen würde. Eine Stimme sei überhaupt ein Zeugnis dessen,
was in der Seele sei. Man solle einmal einen Blinden fragen, wie viel dieser
aus der Stimme des fragenden heraushören kann. Er sprach, dass man nur durch
Entspannung -die richtig angewendet in 10 Minuten mehr Erholung einbrächte als
zwei Stunden Schlaf- den Alphazustand erreichen könne, einen Zustand, in dem
die Persönlichkeit eines Menschen so formbar sei wie Wachs. Ein Lehrer solle
überhaupt seine Schüler immer mit Entspannungstechniken in diesen Zustand
befördern, da man dort in der Lage sei, das meiste im Unterbewusstsein zu
verankern. Die Zuschauer standen auf, eine entspannende Musik ertönte, und er
sprach zu der Musik. Er ließ alle in dem Raum „pendeln“ – dabei handelt es sich
um eine natürliche Bewegung, die bei entspanntem Stehen eintritt. Dann folgte
das bewusste positive Suggerieren. Darin ging es hauptsächlich, dass, wenn
immer man seine – das heißt, die Stimme des Herrn Enkelmanns- hört, leichter in einen Alphazustand versetzt
werden soll, dass das Unterbewusstsein alles offenbaren wird, was man wissen
möchte, und dass die geistigen Kräfte erweckt werden sollen. Man soll sich von
seinen negativen Gefühlen lösen, und jede Kränkung und Beleidigung vergessen.
Ich dachte schon, es wäre eine Art seelischer Läuterung.
Doch es scheint nicht geschadet zu haben. Nach diesem Trancenspiel redete er
weiter davon, dass das wichtigste die Freiheit sei, die nur dann erfolgen kann,
wenn man positiv denken würde. „Man soll nicht Zweifeln“, sprach er, Zweifel
spalte die Energie in positive und negative, doch man müsse vor allem seine
positive Energie verstärken. Anschließend kam die Frage: „In welchem Gebiet möchten Sie in fünf Jahren die Nummer eins sein?“
Jeder Mensch habe ein Helfersyndrom. Dieses könne man sich,
so Enkelmann, jedoch zunutze machen. Man müsse aufpassen, dass man nicht selbst
zu sehr seinem eigenen Helfersyndrom verfalle. Deswegen solle man auf seinen
Freundeskreis schauen, und zusehen, dass man mindestens 6 Freunde hat, denen es
besser geht als einem selbst (wohl vor allem beruflich oder finanziell), dann
würde der Erfolg fast von alleine kommen. Man könne jedoch auch lernen ein
Versager zu sein: „Tippelbrüder haben Freunde die auch Tippelbrüder sind,
Millionäre haben jedoch Freunde, die ebenfalls Millionäre sind – Sage mir mit
wem du umgehst, und ich sage dir wer du bist.“ Sein Vater hätte nach dem
Russlandfeldzug wieder mit nichts angefangen, und zählte nach zwei Jahren
wieder zu den Besten, weil er so früh wie möglich damit angefangen hat, Kontakt
mit den Erfolgreichen aufzunehmen. Nur diese brachten ihn weiter. Viele
Menschen würden sich nicht trauen, wirklichen Kontakt mit Erfolgreicheren aufzunehmen.
Sie hätten lieber Freunde, von denen sie sich durchloben lassen könnten (also
jenen, die schwächer als man selbst ist).
Dann meinte er, dass es nicht nötig sei, jeden Tag meinen zu müssen, das Rad neu zu
erfinden (damit wollte er wohl meinen, dass man nicht nonkonformistisch sein
soll, und sich mit den Gegebenheiten, den Dingen, die andere Liefern,
zufriedengeben soll. Außerdem soll man auf die Vorleistungen anderer wohl
vertrauen, wie seine nächste Aussage verdeutlichte). „Ein Zwerg sieht auf den
Schultern eines Riesen mehr als dieser.“ Ferner müsse man das äußerste
Anstreben, um das Möglichste zu erreichen. Ganz so, als ob man wie eine Pflanze
der Sonne entgegenwachsen würde. Um das zu erreichen, müsse man Erfolgsbücher
lesen. Bei erfolglosen Menschen hätte er Bücher dieser Art nie gefunden.
Es kam bald eine Aussage, die mir besonders zugemutet hatte:
„Ein Einzelkämpfer hat keine Chance mehr, da sind Sie 500 Jahre zu spät
geboren.“
Das wichtigste Handwerkzeug, was ein Mensch besitze, sei
Rhetorik. Dieses würde man ebenfalls nicht durch Denken, sondern durch Training
erreichen. „Wer sprechen kann, wird vorgeschickt. Man muss frei, sicher und
motiviert sprechend können, und man kann sich auf solche Dinge vorbereiten.“
Dreh- und Angelpunkt sei das gesprochene Wort. Ein Mensch, der seine Stimme
entsprechend trainiere, würde am Kernbestand seiner Seele arbeiten. „Die Stimme ist ihr Kapital“. Je mehr Kraft
man seiner Stimme gäbe, desto mehr Kraft komme in das Leben. „Man
verschenkt die Beste Zeit seines Lebens, wenn man nur damit beschäftigt ist, seine
Klugheit zu erweitern. Man sollte lieber an seiner Rhetorik arbeiten“ .
Enkelmann kenne Menschen mit den höchsten Intelligenzquotienten, auch jene, die
mehrere Sprachen sprechen können und trotzdem nicht erfolgreich sind. Man
erreiche seine Ziele demnach, indem man seine Autosuggestion auswendig lernt
und vor dem Spiegel rezitiere. Bei vielen sei das Problem, dass die Stimme zu
hoch sei – je tiefer die Stimme, desto mehr könne sie die Seele eines Menschen
ergreifen. Darum solle das größte Ziel des Menschen sein, ein großer Redner zu
werden. Was für die Bäume Sonne, sei für die Menschen Erfolg (dadurch wachsen
sie). Ein jeder Mensch kann demnach entscheiden, ob er der Steuermann seines
Lebens sei und seine Rhetorik nutzt.
Dann beendete er sein Seminar mit den Worten (die Zuschauer
sollten ihm nachsprechen): „In mir brennt ein Funke. Ich entzünde in mir das
Feuer der Begeisterung (…)“ .Dieser Funken der Begeisterung, solle entsprechend
auf andere Menschen übergehen und diese von seinen eigenen Zielen mitreißen und
begeistern.
Zu diesem Schluss wurde ein Spruch auf die Leinwand der
Präsentation geblendet „Diese Welt braucht erfolgreiche Menschen. Ja, diese
Welt braucht Sie. Dazu wurde „Time to Say Goodbye“ von Sarah Brightman gespielt
– wohl deswegen, weil dies das letzte Late-Night-Seminar des mittlerweile 77 Jahre alten
Nikolaus B. Enkelmann war.
Resümee
Was soll man also davon halten? Wenn ich ein Skeptiker wäre,
würde ich folgende Behauptung aufstellen:
Wer hört nicht gerne, dass Autosuggestion ein Allheilmittel
sei, dass man nicht durch Denken, sondern nur durch Autosuggestion erfolgreich
sein kann? Den Denkfaulen bietet man so eine Möglichkeit, erfolgreich zu sein,
ohne seine Hirnmasse in gleicher Stärke zu erhöhen. Man soll lieber an seiner
Rhetorik arbeiten, als an seiner Klugheit? Da kann man doch als Zyniker die
These aufstellen, dass es sich bei dieser Gruppe um ein Netzwerk handelt, dass
seine Anhänger geistig verankert, sie an Autosuggestion derart fesselt, dass
man den Vorteil hat, Erfolgreiche Menschen auf seiner Seite zu haben, die man
mit Spruchbändern versorgt, die jedoch nicht so klug sind, hinter dem subtilem
System zu kommen, das seine Leute wohl kontrolliert. Es findet schließlich eine
massive Überzeugung der Zuschauer statt, die vor allem unbewusst mit Dingen
suggeriert werden, die sie nachher glauben (zum Beispiel, dass Einzelkämpfer
keine Chance hätten, oder dass Autosuggestion ein Allheilmittel sei). Die
Geschichte mit dem Mensch und die Welt kommt einer Gleichsetzung des Menschen
als Krönung der Schöpfung gleich. In dem zum Seminar hinzugehörigen Heft von
Enkelmann findet man auf der ersten Seite „Die 14 ewigen Gesetzte zur
Lebensentfaltung“ hört sich fast an wie eine Art von den Geboten, wie man Sie
aus der Bibel kennt. Theos scheint hierbei das Unterbewusstsein zu sein, das
man anbetet (eben durch Autosuggestion). Gefährlich wird hierbei wohl auch das
Gesetzt Nr. 12 aus dem Heft: „Zustimmung Aktiviert Kräfte. Ablehnung Vernichtet
Lebenskraft.“ Wenn ich also das alles ablehne, was man mir in diesem Seminar
gesagt hat, wird entsprechend meine Lebenskraft vernichtet …?
Doch ich bin kein Skeptiker, deswegen lasse ich es lieber. Hier
eine positivere Veranschaulichung:
Zunächst stimme ich vollkommen zu, dass nicht Klugheit über
den Erfolg entscheidet. Wenn die Klugen die Erfolgreichen wären, sähe die Welt
anders aus. Rhetorik ist nun einmal das Mittel, womit man seine Mitmenschen
mitreißen kann. Die Stimme drückt deutlich das aus, was in der Persönlichkeit
eines Menschen vorkommt. Und die Stimme ist trainierbar. Der Alphazustand
scheint ebenfalls eine interessante Pädagogik zu sein – kenne ich doch selbst
einen Lehrer, der regelmäßig Stilleübungen mit seiner Klasse durchführt.
Autosuggestion ist ein Mittel – ein Mittel sein
Selbstbewusstsein langfristig zu
stärken. Das steht für mich außer Zweifel. Dennoch sollte daran keine
Überbewertung als „Allheilmittel“ stattfinden. Es ist wohl, wie mein Vater mir
nachher sagte, dass man dieses Seminar als ein Gemüsestand betrachten sollte,
und das nimmt, was man mag. Da stimme ich ihm zu und man kann schließlich auch
von Gemüse Übelkeit bekommen, wenn man zu viel davon verzehrt. Ich für meinen
Teil kann vor allem nicht akzeptieren, dass die Einzelkämpfer keine Chance mehr
hätten. Nun denn – dann autosuggeriere ich mir eben, dass sie sehr wohl eine
Chance haben.
Herr Enkelmann (rechts)