Mittwoch, 27. Februar 2013

Bei einer Vorlesung von Peter Stamm



Vergangene Woche, am Donnerstag, den 21. Februar 2013, durfte ich im Ratssaal des Rathauses von Mainz einer Vorlesung Peter Stamms, eines bekannten Schweizer Schriftstellers, beiwohnen. Es war der Vorabend zu seiner Ernennung zum Mainzer Stadtschreiber. Zwei seiner Erzählungen las er vor: „In die Felder muss  man gehen …“ aus dem Erzählband „Wir fliegen“, und einer Erzählung die von einem in Arbeitsurlaub befindlichen Schriftsteller berichtet, der für sein Referat über Maxim Gorki Ruhe benötigt und entsprechend in ein heruntergekommenes Hotel ankommt, dessen Service dem Äußeren des Hotels gleichkommen mag und im monetären Vergleich zu keinem Verhältnis der Ausstattung steht. In beiden wird der Name „Anna“ erwähnt, was jedoch nicht bedeutet, dass beide Geschichten einen engeren Zusammenhang haben, prinzipiell kann man sagen, sie haben nicht viel gemeinsam.
Erstere Erzählung, „In die Felder muss man gehen …“, handelt von einem Maler, der – nach der Frage des Grundes, weshalb er überhaupt malt, nachgeht, und die Wahrheit seiner Illusion scheinbar von einem spielenden Jungen exemplifiziert bekommt.
Dazu muss man sich vorab die Frage stellen, was jene Eigenschaften sind, die Bilder zu dem machen, als was wir sie betrachten, und woraus die Komponenten bestehen. Es handelt sich um Lichtfrequenzen, die das Auge erfasst, die mit der Phantasie in Einklang gebracht werden um das zu entwerfen, was im Ergebnis mit den Wünschen und Hoffnungen des Erschaffers steht. Doch es sind, zumindest für den realitätsgetreuen Schwarzseher ohne Phantasie, lediglich einige Farben die in willkürlicher Reihenfolge auf eine Leinwand geschmiert sind. Farben die ein Künstler durch Mischung erweitern kann, und so seine Palette erweitert. Die Form, in diesem Fall die Farben, sind begrenzt. Der Inhalt, der sich aus der Phantasie des Künstlers suggeriert hingegen nie.
Beziehen wir das Ganze auf den  Schriftsteller: Dieser kann seine Palette an Worten lediglich in Form von Neologismen erweitern, doch es sind Dinge, die nicht jeder wahrzunehmen vermag, zumindest nicht optisch. Inhalt und Form sind nie so stark wie bei den des Textes miteinander verknüpft. Aus einem Code von 26 Buchstaben (ohne Umlaute und in Deutsch) generiert ein Schriftsteller seine Werke, dessen Wortzusammensetzungen Regeln unterworfen sind. Doch für einen Schriftsteller (und hoffentlich auch für einen Leser) ist ein Text viel mehr als das, ein Beweis für die essentielle Wichtigkeit dessen, was geschrieben, und nicht von dem, wie es geschrieben steht. Wobei Letzteres für allgemeine Verständigung dient. Es scheint demnach eine Form von Selbstironie zu sein, mit dem Peter Stamm seine Leser konfrontiert. Diese können darüber diskutieren, analysieren und interpretieren, es handelt sich dennoch um einen Haufen Wörter die der Autor mit phantastischem Inhalt in Form gebunden und somit für alle zugänglich gemacht hat. „Es ist nur ein Stück Holz …“





Samstag, 9. Februar 2013

Im Goethehaus

Mein Vater und ich waren heute im Goethehaus. Eine Frau musste am Eingang Goethes Hauses ihr Gelächter (dieses Lachen war wohl Teil ihrer Unterhaltung mit zwei Herren) so laut herausposaunen, dass man es über sämtliche Stockwerke mithören musste. Ein armer, in seiner Mobilität eingeschränkter älterer Herr verließ das Haus und brachte seine Frust mit den Worten (es klang schon fast wie ein flehen): "Akustisches Asyl ..." zum Ausdruck. Doch leider waren wir es dann, die durch diese Worte ermuntert zu lachen anfingen mussten. Obwohl, ich denke das war in einer Lautstärke, die wohl akustisch tragbar war. Außerdem war die Entfernung bereits größer, so dass der gute Mann wohl seine Ruhe hatte...